Vom scheuen Tier zum Vlies der Götter: Die südamerikanische Tradition der Chaku

Vikunjas besitzen das wohl hochwertigste Vlies der Welt. Mit nur 250 Gramm Schurgewicht und einer Faserfeinheit, die selbst Kaschmir in den Schatten stellt, gehört es ebenso zu den wertvollsten Garnen. Damit wir uns noch lange an den hochwertigen Produkten aus Vikunja erfreuen können, findet die Schur nachhaltig nach jahrhundertealter Tradition statt.

Verkannt und geschätzt: Das Verhängnis der Kameliden

Als die spanischen Eroberer die Länder der Anden kolonialisierten, blickten Sie zunächst ignorant auf die wertvollen Nutztiere des neuen Kontinents. Die Alpaka-Weiden der Inkas wurden mit Schafen besetzt und durch verpasste Zuchtmaßnahmen sank ihre Qualität und Anzahl drastisch. Nach einem Jahrhundert Kolonialherrschafte waren schätzungsweise nur noch zehn Prozent des Alpakabestands der Inkazeit im Altiplano vorhanden. Was übrig geblieben ist, pflanzte sich unkontrolliert fort. So vermischten sich Alpakas von feinster Faser mit den gröberen Artgenossen oder den verwandten Lamas, ohne das dem große Beachtung geschenkt wurde. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts gewann das Alpaka vor allem bei britischen Webereien wieder an Bedeutung.

Noch schlechter erging es jedoch den wilden Vorfahren der Alpakas, den Vikunjas. Waren die Tiere bei den Inka aufgrund ihrer Fasereigenschaften geschätzt und genossen beinahe einen gottgleichen Status, wurden Sie bis ins 20. Jahrhundert stark bejagt. Von ehemals einer Million Tiere waren nur noch wenige Exemplare übrig. Erst das Washingtoner Artenschutzabkommen konnte 1976 die endgültige Ausrottung verhindern.

Vikunjas - Abolengo de Alpaca

Vikunjas sind die menschenscheuen Vorgänger der Alpakas. Bis heute leben Sie wild im Altiplano

Vom Verbot zur reglementierten Nutzung

Heute, nur ein halbes Jahrhundert später, hat sich die Vikunja-Population gut erholt. Grund dafür ist die nachhaltige Nutzung der Vikunjafaser mit Hilfe traditioneller Fangmethoden.

Um den Vikunjas eine Erholungspause zu gönnen, wurde der Fang und die Schur der Tiere zunächst für zehn Jahre komplett untersagt. Anschließend setzte die peruanische Regierung ein neues Konzept durch: Vikunjas dürfen wieder gefangen und geschoren werden, allerdings im Erholungsabstand von zwei Jahren. Nach der Schur müssen sie außerdem wieder unversehrt in die Wildnis entlassen werden.

Damit das Fangen und die Schur für die Tiere so schmerzlos wie möglich stattfindet, bedienen sich die heutigen Scherer einer Methode, die bereits in der Zeit der Inka als nachhaltig und ertragreich galt: Die Chaku.

Vikunjas Altiplano - Abolengo de Alpaca

Nur wenige Vikunjas überlebten die Jahrhunderte lange Jagd bis zum Artenschutzabkommen

Chaku: Traditionelle und nachhaltige Schur

Die Chaku – oder auch „Chako“ – ist eine uralte südamerikanische Fangtradition, die Bestände schont und gleichzeitig die regelmäßige Nutzung der wertvollen Vikunja-Faser ermöglicht. Mittlerweile ist die Chaku sogar eine beliebte Touristenattraktion geworden. Ein Vorteil für den Tourismus der südamerikanischen Länder – und für den eigentlichen Fangprozess, denn das schonende Fangen einer Vikunja-Herde benötigt vor allem eins: jede Menge Menschen.

Vikunjas Chaku - Abolengo de Alpaca

Die Tiere werden langsam zusammengetrieben und dann in einem mobilen Gehege eingeschlossen.

Bei der Chaku wird eine Vikunja Herde von den Teilnehmern des Spektakels großräumig eingekreist – zu Zeiten der Inka sollen tausende Menschen an der Tradition beteiligt gewesen sein. Heute halten Touristen, Einheimische und Vertreter der Spinnereien dabei ein langes Wimpelband fest. So sollen die Vikunjas eingeschüchtert und daran gehindert werden, aus dem Kreis auszubrechen. Dann geht es gemächlich in Richtung Zentrum des Kreises. Schritt für Schritt. Die Wimpel-Schlinge zieht sich zu.

Irgendwann sind die Vikunjas im engen Menschenkreis eingeschlossen und zum Greifen nahe. Helfer bauen einen mobilen Zaun auf und nun können die Scherer ihre Arbeit beginnen. Lediglich 250 Gramm Faser gibt es dabei durchschnittlich pro Tier – und das alle zwei Jahre.

Vikunja Schur - Abolengo de Alpaka

Zur Schur werden die Tiere von professionellen Helfern sanft festgehalten

Hochwertige und exklusive Vikunja-Produkte im Abolengo-Shop

vicuna-schal

Der geringe Ertrag, die strenge Reglementierung und die aufwendigen Fangmethoden erklären den hohen Preis der Vikunja-Faser. Für die Herstellung eines einzelnen Pullovers aus dem Vlies der Götter benötigt es mitunter fünf Tiere, die ihr Vlies über zwei Jahre wachsen lassen. Schließlich werden die besten Fasern für die hochwertigen Produkte noch einmal per Hand aus dem Vlies sortiert und anschließend zu einem feinen Garn versponnen. Aus diesem Grund gibt es nur wenige Anbieter der Vikunja-Produkte. Generell ist es schwer, eines der angesehenen Stücke aus dem wohl schönsten Vlies der Welt zu bekommen. Die gute Nachricht: Wir können jedes Jahr über unser Partner-Netzwerk eine geringe Menge an Garn und Produkten aus Vikunjafaser für Sie ergattern.

Haben Sie Interesse an dem exklusiven Strickgarn, können Sie es in Zukunft in unserem Hofladen oder über unseren Web-Shop kaufen. Dort finden Sie ebenfalls unseren luxuriösen, anschmiegsamen Vikunja-Schal in der klassischen Holzbox – kein Schal fühlt sich weicher an. Wünschen Sie sich ein bestimmtes, individuelles Produkt aus der feinen und absolut kratzfreien Faser, können Sie uns ebenfalls gerne kontaktieren. Zu unserem Kooperationsnetzwerk zählen wir ebenfalls eine Gruppe von lokalen Textilarbeiterinnen aus dem Münsterland, welche die edle Vikunja-Strickwolle zu Ihrem Wunschprodukt verstrickt.

Luxus und Wohlfühlfaktor gibt es dabei auch für das Gewissen: Alle unsere Vikunja-Produkte sind nach den Standards des Artenschutzabkommens zertifiziert und können anhand eines individuellen Codes eindeutig der nachhaltigen Vliesgewinnung nach Standards der CITES zugeordnet werden.

Veröffentlicht am 15. September 2021 | Unkategorisiert


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